Silbrig schimmernde Oberflächen, satte Materialität, intensive Farben: Die Arbeiten von Raymund Kaiser verströmen einen luxuriösen Zauber. Ihre stupende Attraktivität, ja Schönheit, wirkt
ausgesprochen anziehend. Aber wie jede wirkliche Schönheit immer von einem Geheimnis umgeben ist, geben auch diese Arbeiten sich nicht völlig preis. Je näher man ihnen kommt, desto verschlossener
und unergründlicher erscheinen ihre verlockenden Oberflächen. Statt in die Tiefe des Bildraums einzudringen, wird der Blick zurückgeworfen. Wie einst Narziss verliert sich der Betrachter zwischen
Wirklichkeit und Illusion.
In Kalkar stellt Raymund Kaiser unterschiedliche Werkgruppen vor. Seine Malerei mit Lack- und Ölfarbe auf Holz, Spiegelglas oder Spiegelfolie ist bestimmt durch das reizvolle Wechselspiel nah
beieinander liegender Farbnuancen. Zwei fast identische Farbtöne werden einmal als spiegelnde Lacklasur, einmal als opake, matte Ölfarbe miteinander kombiniert. Die perfekt geglätteten Flächen
reagieren sehr stark auf Veränderungen im Raum. Stellt sich der Betrachter davor, können sie beispielsweise völlig verschatten, fällt starkes Licht darauf, leuchten sie in intensiven Farben auf.
Diese unvermutet auftretenden starken Kontraste in Farbigkeit und Lichtintensität machen aus dem Ähnlichen etwas völlig Verschiedenes und aus dem statischen Bild ein sich ständig veränderndes,
ungreifbares Phänomen. Darüber hinaus stellt die Auflösung der Grenzen zwischen Fläche und Raum eine weitere Herausforderung dar, da sich durch die sensiblen Oberflächen auch der Ausstellungsraum
ganz konkret in die Betrachtung mit einbezieht. Das Bild präsentiert sich selbst als Illusion. Es ist keine autonome Erscheinung, sondern das Ergebnis eines aktiven Wahrnehmungsprozesses – dem
Sehen.
Sabine Elsa Müller
Vita:
1983-90 Studium der Malerei an der / Studies painting at FH Köln, Fachbereich Kunst und Design
bei / with Professor Franz Dank // 1990 Meisterschüler / Master degree // Lebt in Köln / lives in Cologne
Fotos von der Pressekonferenz am Do. 19. April und von der Eröffnung am So. 22. April: